Motorsport mit Herz 1 - Wolfgang Finke - April 2009

Auto beginnt bei 4½ Liter Hubraum

Wolfgang Finke lebt den Motorsport in Thüringen seit 50 Jahren und freut sich auf das Erfurter Stadtrennen

Wolfgang Finke

„Wo es geknattert hat, war ich als Kind da.“ Die Augen leuchten bei dem Mann, der seit fünfzig Jahren mit dem Motorsport verbunden ist: Wolfgang Finke, 64 Jahre alt. Er wächst auf in Apolda. Mit sechzehn Jahren findet er zum Motocross. Später wechselt er zum Motoball, eine in der DDR beliebte Sportart. Dabei wird mit dem Motorrad Ball gespielt. Er ist die Feuerwehr. Wenn es eng wird, geht er raus und rettet das Spiel. Damals war die Mannschaft aus Apolda nicht nur viele Male DDR-Meister geworden, sondern eine der stärksten in Europa.

Wolfgang Finke war aber auch der Schrauber. In seinem Beruf war er zwar Feinmachanikermeister, der sich heute mit Nähautomaten beschäftigt. Doch die Liebe zu allem, was Hubraum hat, ließ niemals nach. Bei den Rennen lernte er auch seine Frau Karin kennen. Sie begleitet ihn nicht nur heute noch zu vielen Motorsportveranstaltungen, sondern ist selbst infiziert vom Rennfieber. „Hinter dem Steuer ist sie eine ganz wilde“, verrät ihr Mann schmunzelnd und auch etwas stolz.

Wolfgang Finke mit seinem Lieblingsauto

Vor acht Jahren übernahm Wolfgang Finke die Leitung des ADMV, des Allgemeinen Deutschen Motorsportverbands e.V., von Helmut Aßmann (Gotha). Dieser hatte den Verband elf Jahre lang geleitet mit dem Ziel, die DDR-Motorsporttechnik lebendig zu erhalten. Bekanntester Vertreter dafür ist der Renn-Trabi. Aus den 600 ccm holt der kleine Spezialmotor ungefähr 85 PS: „Auf der Geraden fahren diese Autos 185 Stundenkilometer“, weiß Wolfgang Finke. Nur zur Erinnerung: Die Serienversion begnügte sich mit zögerlichen 26 PS.

Unter Leitung des neuen Cup-Chefs entwickelt sich die Rennserie bis heute bestens. „Wir sind die Gewinner in der Krise.“ Warum? Für Finke gibt es darauf klare Antworten: Er veranstaltet an fünf Wochenenden insgesamt zehn Meisterschaftsläufe. Die Startgelder halten sich eher im unteren Bereich. Und dann kommt das Wichtigste: „Die Fahrer sind die Kunden des ADMV

Zusammen mit seiner Frau Karin organisiert er den Rennfahrern eine möglichst perfekte Saison. Dazu gehört so Selbstverständliches wie ein Jahresplan am Jahresanfang. Aber auch ein Regelwerk, das seit sieben Jahren unverändert Bestand hat. Das ist für die Fahrer, die allesamt Amateure sind, sehr wichtig. Wenn sie ein Auto für die Rennen aufbauen, wissen sie, daß sie es lange fahren können. Permanente Regeländerungen würden schnell die finanziellen Grenzen der Teams sprengen.

Ein Blick in den Motorraum des Chevrolet Camaro

Verläßlichkeit ist Wolfgang Finke so etwas wie ein persönlicher Grundwert. „Wenn ich eine Fahrerbesprechung auf zwölf Uhr ansetze, dann meine ich nicht zwei Minuten nach zwölf.“ Das mag pingelig wirken, wird aber in der Szene respektiert. Die Verläßlichkeit zieht sich auch in andere Bereiche hinein: „Ich mache keine Kompromisse in Sachen Sicherheit.“ Seine Rennserie unterliegt der Kontrolle und den Richtlinien des DMSB, des Deutschen Motor Sport Bundes. Danach muß sich jeder Fahrer richten, sonst darf er nicht starten. Für Wolfgang Finke ist diese klare Linie mit ein Grund für den Erfolg seines Verbands. Er möchte, daß die Fahrer Spaß an ihrem Sport haben.

Die nächsten großen Ereignisse sind ein Rennen auf dem Lausitzring unter Nutzung der vorhandenen Steilkurve und das Erfurter Stadtkursrennen am 23. und 24. Mai. „Ich bin heiß auf Erfurt“, bekennt er begeistert. Und gleich danach: „Ich hasse eingefahrene Gleise.“ Das Erfurter Rennen ist eine neue Variante. Seine Rennserie ist eine der Hauptattraktionen. Fast alle seiner 35 Fahrer werden starten.

Wolfgang Finke in seinem Chevrolet Camaro

Und er selbst, würde er auch noch gerne Rennen fahren? Die Antwort ist ein klares Nein, auch wenn er immer wieder gerne Rennautos fährt. Die freundschaftlichen Kontakte zum Württembergischen Porsche Club ermöglichen so manche Probefahrt. Daß man dort die Rennserien des ADMV für eine der bestorganisierten in Deutschland hält, findet Cup-Chef Finke wahrscheinlich irgendwie selbstverständlich.

Für sich selbst fährt Wolfgang Finke einen Chevrolet Camaro. Das flotte Coupé ist ganz nach seinem Geschmack hergerichtet: deutlich straffer abgestimmt als die amerikanische Version, eine direkte Lenkung und jede Menge PS. Seine Überzeugung: „Auto geht los bei viereinhalb Liter Hubraum.“

Mehr über den ADMV und seine Rennserien wie den Trabant-Lada-Racing Cup findet man im Internet unter www.tlrc.de .
Dr. Bernd Seydel