Große Liebe - neutralisiert und bearbeitet
Jeff Beer (Schlagzeug) und der Kunstsprecher Bernd Seydel in einer faszinierenden Dada-Performance über Kurt Schwitters
Zum längst vergessenen Zinnoberfest in Hannover schrieb der Dadaist und Künstler Kurt Schwitters eine Reihe von Liedern oder auch Chansons. Es sind witzig und skurrile Texte, die scheinbar naiv daherkommen, aber in ihrem Inneren doch sehr erstaunlich komponiert sind.
Die beiden Extremklangkünstler Jeff Beer und der Kunstsprecher Bernd Seydel haben sich dieser Texte angenommen. Aber nicht historisierend, das würde beide nicht verlocken. Sie haben sich darangemacht, die inneren Klangwerte dieser Texte auszuforschen. Dabei gehen sie unbekümmert und eigensinnig vor. Text wird ihnen zu Klangmaterial, das gedehnt und gestaucht, zerrissen und geschichtet wird. Was sich ihrer Entdeckerlust entgegenstellt, wird beiseitegearbeitet. Das Ergebnis ist verblüffend: Ein sehr zeitgemäßes Klangschauspiel, das vorführt, wie innig sich Schlagzeugklang und Sprechklang ergänzen, bestreiten, stören und ergänzen. Das Agieren der beiden Künstler auf der Bühne ist eine Augen- und Ohrenweide von ungemeiner Lebendigkeit.
Dieses Programm wurde beim Poetenfestival 1998 in Aachen aufgeführt.